Die Pandemie als Treiber der Digitalisierung


15 / 02 / 22 - 4 minute read

Getrieben durch die Pandemie werden Hochgeschwindigkeits-Breitbandfestnetze neben Wasser-, Gas- und Stromnetzen zum „vierten Versorgungsinfrastrukturnetzwerk“.

Drastische Veränderungen innerhalb der Gesellschaft können über Nacht kommen. Das hat COVID-19 Pandemie eindrücklich gezeigt. Ebenso, dass die Infrastruktur im Zweifel entsprechend zügig angepasst werden muss. Dies gilt insbesondere für die digitale In

Breitbandnetze

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Infrastruktur haben sich auf unterschiedliche Weise bei einzelnen Assets bemerkbar gemacht. In einigen Sektoren wie zum Beispiel für Mautstraßen und Flughäfen kam es zu teils erheblichen Einschränkungen. Weniger konsumrelevante Vermögenswerte (z.B. Versorgungsdienstleistungen, festvertragliche Assets) waren hingegen kaum betroffen. Von der Pandemie profitiert haben dagegen die meisten Onlineanbieter sowie der E-Commerce.

Lockdowns führten zu einer schlagartigen Verlagerung vom Büro in das eigene Home Office. Als direkte Folge wurde besonders im Speckgürtel größerer Städte eine zunehmende Nachfrage nach schnellem und zuverlässigem Internet verzeichnet. Damit bürotypische Tätigkeiten wie Ton- und Videokonferenzen, Text-Chats, Remote-Desktop-Zugriffe und ähnliche Features auch von Zuhause aus problemlos funktionieren.

Nicht nur das Home Office begann zu boomen. Der Trend von Offline zu Online wurde nahezu allumfassend. Home Schooling und telemedizinische Beratung erlebten weltweit einen Aufschwung. Und anstatt Zerstreuung in Restaurants, Kneipen, Kinos oder Theatern zu suchen, entdeckten viele Menschen ihr Wohnzimmer als neue Entertainment-Location. Gaming und Streaming erlebten eine nie dagewesene Hochkonjunktur.

Die durch die Pandemie hervorgerufene Notwendigkeit zur Beschleunigung von Infrastrukturverbesserungen kam vor allem der Digitalisierung zugute. Insbesondere Netzwerke und Speicherkapazitäten wurden optimiert und bewiesen ihre Leistungsfähigkeit. Aufgrund dieser Infrastrukturmaßnahmen wurde die Wirtschaft am Laufen gehalten, unter anderem durch das nun flächendeckend möglich gewordene Arbeiten im eigenen Home Office.

Der Datenverkehr nimmt zu, während die Weltwirtschaft stillsteht

Quelle: Analysys Mason, BT, Chorus, Financial Times, PATRIZIA

 

Die Entwicklung von Zoom

Umgang mit der schlagartigen Nachfrage

Alles in allem hielten die vorhandenen digitalen Netzwerke dem zunehmenden Datenverkehr stand, auch wenn der Anstieg vereinzelt Probleme verursachte. British Telecom vermeldete im März, dass der Festnetz-Breitbandverkehr an einzelnen Wochentagen zwischen 35 und 60 % gestiegen ist und einen neuen Höchststand von 7,5 Terabits pro Sekunde erreichte. Dieses Aufkommen entspricht jedoch „nur“ etwa der Hälfte der durchschnittlichen Spitze am Abend und liegt immer noch innerhalb der Kapazität des Netzes von rund 17,5 Terabits pro Sekunde.

Gleichwohl wurden in Europa globale Streaming-Unternehmen wie Amazon, Netflix und YouTube aufgefordert, ihre Bandbreite zu reduzieren und nur noch Standardauflösungen anstelle hochauflösender Inhalte anzubieten, um die Breitbandnetze zu entlasten. Solche und ähnliche Maßnahmen haben die Leistungsfähigkeit der digitalen Infrastruktur Europas genau zum richtigen Zeitpunkt deutlich gesteigert.

Die vorhandenen Breitbandnetze hielten dem durch die Pandemie deutlich gestiegenen Datenverkehr weltweit stand. Allerdings gab es zum Teil Unterschiede zwischen einzelnen Ländern sowie städtischen und ländlichen Regionen. Die Studie deckt unter anderem die Unterschiede zwischen den verschiedenen OECD-Ländern in Bezug auf den Glasfaseranteil des Breitbandnetzes auf und gibt zugleich wertvolle Anhaltspunkte für Investoren, die sich zukünftig in diesem Sektor engagieren wollen. Alles in allem existieren derzeit nur neun Länder, bei denen der Glasfaseranteil bei über 50 % des Breitbandnetzes liegt. Australien (19 %), das Vereinigte Königreich (2%) und die USA (16 %) etwa bleiben weit hinter dem OECD-Durchschnitt zurück.

Die Studie zählt zudem sämtliche Länder auf, die in den letzten Jahren massiv in Glasfasernetze investiert haben. Allen voran Spanien, wo 70 % der Einwohner über Glasfaseranschlüsse bis zum Gebäude (FTTP) verfügen. Dieser hohe Wert geht auf Regulierungsmaßnahmen zurück, die nach der Finanzkrise 2008 auf den Weg gebracht wurden und die entsprechend hohe Investitionen in den Ausbau von Glasfasernetzen nach sich zogen.

Die Pandemie hat also die Bedeutung eines stabilen, schnellen Internet noch einmal verdeutlicht. Die Studie sagt voraus, dass Länder, die in Sachen Breitbandnetzausbau, Abdeckung und Qualität bislang hinterherhinken, Investitionen in diese kritische Infrastruktur zukünftig stärker unterstützten werden, insbesondere durch regionale Förderungen. Schon heute ist allerdings absehbar, dass der weitflächige Ausbau stabiler Breitbandnetze auf dem Land wohl niemals wirtschaftlich sein wird. Ohne angemessene staatliche Investitionen werden deshalb wohl kaum entsprechende private Gelder in diesen Bereich fließen.

Cloud Computing und Datenspeicherung

Auch Cloud Computing boomte durch den „Umzug“ zahlreicher Büroangestellter ins Home Office innerhalb kurzer Zeit. Diese ebenfalls strukturellen Veränderungen während der Lockdowns schoben dieses Business, das überwiegend Einnahmen aus Abonnementverträgen generiert, nachweislich an. Insofern ist es keine Überraschung, dass insbesondere die Aktien der Platzhirsche der Branche – Alibaba Cloud, Amazon Web Services (AWS), Google Cloud und Microsoft Azure – gegenüber dem allgemeinen Aktienmarkt während der Pandemie eine deutliche Outperformance erzielten.

 

Wie der neuen PATRIZIA-Studie zu entnehmen ist, werden sich die Investitionschancen im Bereich der Datenspeicherung weiter erhöhen. Grundlage für diese Annahme sind eine weiter steigende Nachfrage, die strategische Bedeutung dieses Sektors sowie das Aufkommen weiterer Anbieter.

Wie der neuen PATRIZIA-Studie zu entnehmen ist, werden sich die Investitionschancen im Bereich der Datenspeicherung weiter erhöhen. Grundlage für diese Annahme sind eine weiter steigende Nachfrage, die strategische Bedeutung dieses Sektors sowie das Aufkommen weiterer Anbieter. Darüber hinaus entstehen zunehmend sog. Edge-Rechenzentren, also kleine Data Center, die sich am Rand (Edge) eines Netzwerks befinden. Edge-Rechenzentren haben eine strategische Bedeutung und stellen Dienste mit minimaler Latenzzeit bereit.

Was den Bereich Infrastruktur angeht, war also insbesondere die Digitalisierung während der Pandemie Treiber und Profiteur zugleich. Allerdings sind weitere erhebliche Investitionen in die digitale Infrastruktur zwingend erforderlich. Und zwar weltweit. Städtische Einwohner in Industrieländern konnten sich während der Pandemie im Großen und Ganzen auf den Zugriff auf ein schnelles und stabiles Internet verlassen. Bewohner ländlicher Gebiete und/oder in Ländern mit einer überschaubaren Glasfaserabdeckung (in aller Regel Entwicklungsländer) weniger. In jedem Fall zeigte die Pandemie die gestiegene Bedeutung von Cloud Computing und Datenspeicherung auf und unterstrich den strategischen Charakter dieser Assets.

Klassische Portfolios werden auch weiterhin traditionelle Assets aus den Bereichen Versorgung, Transport und Energie enthalten. Wie die PATRIZIA-Studie aufzeigt, werden aber auch diese Investitionen einem Wandel unterliegen und zukünftig digitaler, nachhaltiger und robuster aufgestellt sein. Assets aus dem Bereich Erneuerbare Energien werden in eine neue Größenordnung vorstoßen, Vermögenswerte im Transportsektor elektrifiziert werden und digitale Assets zu einem Kernelement jedes zukünftigen ausgewogenen Portfolios.

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