Einfache Mathematik – CO2-Reduktion im Immobiliensektor


04 / 11 / 22 - 3 minute read

Immobilienunternehmen stehen vor einem Dilemma. Einerseits erwarten Stakeholder stärkere Anstrengungen bei der Dekarbonisierung über alle Wertschöpfungsketten hinweg. Andererseits ist das Erreichen des Netto-Null-CO2-Ziels mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden.

Die Modernisierung von Gebäuden, die bislang CO2-lastig sind, kann ein sinnvoller Weg sein. Allerdings können die hierfür erforderlichen Investitionskosten schnell übers Ziel hinausschießen. Einige ältere Gebäude sind schlichtweg nicht volls

Autoren

Matt Chagan

Reid Carroll


Inhaltsverzeichnis

Netto-Null-CO2 – das sind die Optionen

Welche Möglichkeiten haben Immobilienunternehmen ihr Portfolio CO2-neutral zu gestalten?

Bei der Beantwortung dieser Frage hilft einfache Mathematik. Die CO2-Kompensation soll sicherstellen, dass Unternehmen, die CO2 ausstoßen, Klimaschutzprojekte finanzieren, die dann woanders wiederrum die gleiche Menge einsparen. Kohlenstoffemissionen verbleiben Hunderte von Jahren in der Atmosphäre, sodass dieser Kohlenstoff ebenfalls Jahrhunderte lang gespeichert werden muss.

Microsoft und Swiss Re gehören zu zwei der bekanntesten Großunternehmen, die sich schon frühzeitig für CO2-Kompensation ausgesprochen haben. Erhebliche Geldsummen werden in die Entwicklung neuer Technologien zur Reduzierung von Kohlenstoff gesteckt, wie zum Beispiel Maßnahmen der direkten Luftabscheidung und Mineralisierung. Frontier, eine Initiative, die die Entwicklung von Technologien zur dauerhaften CO2-Entnahme aus der Atmosphäre beschleunigen soll, sagte zu, zwischen 2022 und 2030 dauerhafte Kompensationen für die CO2-Reduktion in Höhe von zunächst 925 Millionen US-Dollar zu erwerben.

Die Initiative wird von einem Konsortium aus Großinvestoren finanziert, darunter Alphabet und McKinsey. Jedoch erkennen zwischenzeitlich auch Immobilienunternehmen die Bedeutung der Ansätze zu Emissionsminderung.

 

CO2-Zukunft

In Zahlen ausgedrückt: Wenn Technologien zur CO2-Reduktion bis 2030 eine Reduktionskapazität von 500 Millionen Tonnen erreichen, entspricht dies einem Markt zwischen 50 bis 75 Milliarden US-Dollar, basierend auf den heutigen Preisen von 100 bis 150 US-Dollar pro Tonne. Um dies zu erreichen, sind weitere Investitionen erforderlich. Außerdem ist Vertrauen essentiell, dass ein solcher Ansatz hält, was er verspricht – und kein weiteres Beispiel für Greenwashing ist.

 

Das Freiburger Unternehmen Carbonfuture betreibt eine End-to-End-Plattform für Unternehmen, die sich langfristig an der Reduktion von Kohlenstoff aus der Atmosphäre beteiligen wollen – und gewinnt zusehends an Aufmerksamkeit in der Branche. Die digitale Plattform stellt dabei die Nachverfolgung, Dokumentation und Bewertung jedes einzelnen Kohlenstoffabbauprozesses sicher. Dort werden die Auswirkungen über eine eigene Tracking-Plattform zertifiziert und durch Dritte gemeldet. Carbonfuture ist zugleich ein Marktplatz hochwertiger und wirkungsvoller Credits für CO2-Kompensationen.

Die Modernisierung von Gebäuden, die bislang CO2-lastig sind, kann ein sinnvoller Weg sein. Allerdings können die hierfür erforderlichen Investitionskosten schnell übers Ziel hinausschießen.

Das Unternehmen begann seine Tätigkeit mit Biokohle. Dies ist eine kohleähnliche Substanz, die durch Erhitzen organischen Materials hergestellt wird und große Mengen CO2 aus der Atmosphäre entfernen sowie für Hunderte von Jahren im Boden speichern kann. Carbonfuture ist mittlerweile zu neuen Methoden wie einer verbesserten Verwitterung und Betonrecycling übergegangen. Inzwischen sind bereits Unternehmen wie Microsoft, SwissRe und Klarna bei diesem Plattformprojekt engagiert. In Planung ist, Geschäfte auf der Angebotsseite zu generieren und dabei die Tracking- und Verifizierungsdienste des Unternehmens einzusetzen - sicherlich auch für Immobilienunternehmen zukünftig eine interessante Plattformlösung.

Matthew Chagan

Partner, Sustainable Future Ventures

Matthew Chagan verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung als Technologie-Investor und hat den Großteil dieser Zeit in der San Francisco Bay Area verbracht. Bevor er zu SFV kam, war Matthew Chagan Partner bei Rich Products Ventures. Zuvor war er Mitbegründer von Synapse Partners und einer der wichtigsten Akteure bei Trident Capital.

Er hat in den Bereichen Unternehmenssoftware, FinTech, FoodTech und ConsumerTech in Unternehmen wie Future Meat, BlueNalu, Nium und Brightroll (übernommen von Yahoo) investiert. Darüber hinaus war er mehrere Jahre im operativen Geschäft von Technologieunternehmen tätig, zuletzt in leitenden Positionen im Bereich Unternehmensentwicklung bei Ripple, einem in San Francisco ansässigen Blockchain- und Finanztechnologieunternehmen, sowie Opera, einem in Oslo ansässigen Unternehmen für Verbrauchertechnologie.

Matthew Chagan begann seine Karriere im Technologie-Investmentbanking bei der Bank of America. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Wirtschafts- und Politikwissenschaften von der Universität Köln.

Reid Carroll

Investor, Sustainable Future Ventures

Reid Carroll ist Investor bei Sustainable Future Ventures, und dort für Deal Sourcing, Investitionen und Forschung zuständig. Er verfügt über fundiertes Fachwissen in den Bereichen Gebäudetechnik und Immobilien. Zuletzt war er bei WeWork tätig, wo er sein technisches Fachwissen bei den Immobilien-, Entwicklungs- und Betriebsteams des Unternehmens einbringen konnte. Reid Carroll begann seine Karriere als Konstrukteur mechanischer Systeme bei JB&B, einem in New York ansässigen Gebäudetechnikunternehmen.

Besonders spannend findet er das technologische Potenzial zur Dekarbonisierung des Gebäudebetriebs. Reid Carroll hat einen MBA-Abschluss der London Business School.