Dekarbonisierung: Nachhaltige technologielösungen für eine zukunft


08 / 11 / 23 - 5 minute read

Revolutionen passieren nicht über Nacht. Sie sind vielmehr Ergebnis langfristiger Entwicklungen, die zusammenkommen und schließlich die bestehende Ordnung umwälzen. So war es in der friedlichen Revolution 1989, die zur Wiedervereinigung Deutschlands im darauffolgenden Jahr führte, aber auch bei den politischen Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Autor

Andrew Belt

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leiches gilt für technologische Wendepunkte. So haben die industrielle Revolution des 18. und 19. Jahrhunderts genauso wie die Elektrifizierung oder die digitale Transformation ihre weitreichenden gesellschaftlichen Folgen erst mit der Zeit entfaltet. Die digitale Transformation ist wahrscheinlich die jüngste technologische Revolution und auch ihr weitreichender Einfluss war anfangs schwer abzuschätzen, denkt man an ihren Start mit sperrigen Großcomputern in riesigen Rechenzentren. Heute dagegen begleiten uns damals kaum vorstellbare Rechenleistungen im handlichen Format als Smartphone oder -watch im Alltag. Videocalls über das Telefon galten einst als Science-Fiction und Technologie einer sehr fernen Zukunft, während sie heute unsere Kommunikation bestimmen. All diese Entwicklungen haben unser Leben grundlegend verändert, aber ihren Ursprung hatten sie viele Jahre zuvor als Vision einer digitalen Zukunft.

Welche Zukunftsvisionen beschäftigen uns heute im Immobilienbereich? Ohne Frage geht es in erster Linie um die Dekarbonisierung als Weg in eine CO2-neutrale Zukunft. Denn die Baubranche erzeugt gut 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Wie wir heute bauen, hat zudem langfristigen Einfluss: 80 Prozent der bestehenden Gebäude werden auch 2050 noch genutzt werden. Das Gebäudemanagement wird damit zu einem zentralen Hebel für die globale Dekarbonisierung. Angesichts der immer bedrohlicheren Folgen des Klimawandels reichen Weiterentwicklungen allein nicht aus. Gefragt sind vielmehr Maßnahmen, die weltweit zur Dekarbonisierung beitragen. Allerdings kann dies nur mithilfe von Technologie und dem Fortschritt der digitalen Transformation gelingen.

Für eine Branche, die sich lange Zeit nur langsam auf ESG-Standards umgestellt hat und zu immer anspruchsvolleren Nachhaltigkeitsgesetzen für Gebäude verpflichtet wird, stellt sich die Frage: Wie lassen sich Assets dekarbonisieren? Digital-Thermometer, smarte Sensoren für einen niedrigeren Stromverbrauch oder Lauf-Apps sind im Alltag längst angekommen, jetzt werden ähnliche Instrumente immer mehr für die Gebäudeanalyse genutzt.

„Fertige Gebäude sind grundsätzlich nachhaltiger, denn Energieverbrauch und Emissionen durch den Bau sind bereits entstanden“, sagt Shreya Sheth, PATRIZIA Head of Smart Buildings. „Wir müssen daher in erster Linie den CO2-Ausstoß in der Nutzung senken. Am einfachsten geht das, indem wir messen, was die Gebäude ausstoßen, und den Verbrauch dann mithilfe der Daten optimieren. Um Muster im Zusammenhang mit klimatischen Bedingungen zu verstehen, messen wir, wie sich neue Technologielösungen im Laufe eines Jahres auswirken. Wir haben bereits mit derartigen Messungen begonnen, aber für die Veröffentlichung weiter gefasster Ergebnisse ist es noch zu früh. Unser Ziel lautet immer, den Verbrauch unserer Gebäude zu senken. Das erreichen wir beispielsweise durch eine optimierte Nutzung von Wasser und Energie für Heizung, Kühlung und Belüftung.“

Smart-Building-Technologien sind für PATRIZIA kein Neuland. So wurde bereits 2020 eine eigene interne Plattform eingeführt. Shreya Sheth hat bald darauf das Team verstärkt. Gemeinsam mit David Strobel arbeitet sie im Asset Management, wo beide ihr Wissen den Kolleginnen und Kollegen im Bereich Immobilien bereitstellen und dadurch eine technologische Perspektive in das Gebäudemanagement einbringen.


PATRIZIAs kompetenzteam für smart buildings

Shreya Sheth

In ihren über zehn Jahren in der Immobilienbranche erarbeitete Shreya Sheth Technologiestrategien für Unternehmen wie Barclays, Turner & Townsend und Battersea Power Station. Seit ihrem Einstieg bei PATRIZIA im Jahr 2021 spielt sie eine zentrale Rolle beim Ausbau der internen Smart-Building-Plattform. Im Rahmen ihrer beruflichen Laufbahn begleitete sie Technologieeinführungen auf einer Gesamtfläche von über vier Millionen Quadratmetern und mit Budgets zwischen 20.000 und 75 Millionen Britischen Pfund. Als Expertin für Smart Buildings, Projektmanagement und Technologieinfrastruktur-Services war sie an Projekten auf drei Kontinenten beteiligt. Ihr Ziel ist es, digitale Strategien mit messbaren Vorteilen für Umwelt, Wirtschaftlichkeit und Nutzung zu entwickeln und moderne Smart Buildings bei PATRIZIA zu ermöglichen. „Ich bin in einer Kleinstadt mit einem dynamischen Immobilienmarkt aufgewachsen und hatte bereits als Studentin der Ingenieurswissenschaften eine eigene Website mit Technologie-Blog. Die Idee, in Immobilientechnologien einzusteigen und einen echten Wandel zu bewirken, lag für mich daher auf der Hand.“

David Strobel

Strobel begleitet die Smart-Buildings-Plattform von PATRIZIA seit ihrer Einführung im Jahr 2020. Er gestaltet vor allem für die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Technologiepartnern. Dazu gehört die Auswahl der besten Angebote im Smart-Building-Markt sowie ihre anschließende Erprobung und Skalierung im Portfolio. In der Vergangenheit unterstützte er die Entwicklung von Produkten zur Steigerung der Energieeffizienz, die aktuell bei PATRIZIA getestet werden. Zudem verantwortete er bei zahlreichen Gebäuden die Einführung von Technologien zur Verbesserung der Luftqualität und Raumnutzung. Nachhaltigkeit ist ein überaus wichtiges Anliegen für Strobel. Erstmals beschäftigte er sich mit dem Thema bei einem Studienaufenthalt an der Paul H. O’Neill School of Public and Environmental Affairs in den USA: „In den Seminaren dort wurde mir zum ersten Mal klar, wie Technologie die Effizienz verbessern und uns helfen kann, eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Das ist mir auch heute noch sehr wichtig. Mein Ziel ist es, Gebäude durch den Einsatz von Technologie nachhaltiger zu machen.“


Sheth und Strobel prüfen den Zustand von Gebäuden und suchen nach Einsatzmöglichkeiten für smarte Technologien. PATRIZIA setzt auf maßgeschneiderte Pakete mit passenden Technologien, um die Nachhaltigkeit der jeweiligen Gebäude zu optimieren, und erstellt datenbasiert objektive Empfehlungen für die besten Technologien zu wettbewerbsfähigen Preisen.

„Es dauert eine ganze Weile, bis man die richtigen Partner und Technologielösungen für die einzelnen Assets findet“, erklärt Sheth. „Der Markt für intelligente Gebäude ist riesig und fragmentiert – da brauchen wir immer einen guten Überblick. Wir bauen Kooperationen mit Technologieunternehmen auf, analysieren den Markt kontinuierlich und geben unseren Technologiepartnern klare Leistungskennzahlen vor, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Auf Grundlage unserer Analysen und Kompetenz haben wir für PATRIZIA eigene Scoreboards für 40 Smart-Buildings-Technologien entwickelt, die Systeme, Gesundheit, Sicherheit, Ressourcennutzung und die Digitalisierung von Assets umfasst. Jeder Punkt auf dem Scoreboard hat drei Dimensionen, die wir betrachten, wenn wir ein neues oder bereits bestehendes Gebäude analysieren. Um Lösungen schnell und richtig skaliert einzusetzen, braucht es ein Inhouse- Team mit den richtigen Kompetenzen. Hier kommen David und ich ins Spiel.“

Bei der Bewertung von Assets lassen sich allein durch den Einsatz von Technologien oftmals bereits 30 Prozent des CO2- Einsparpotenzials ausschöpfen. „Durch den effizienten Einsatz von Technologien im Gebäude – sei es durch Datenerfassung, KI-gestützte Optimierung von Heizung, Kühlung und Belüftung oder automatisierte Prozesse – realisieren wir bereits 30 Prozent des Einsparpotenzials“, berichtet Sheth.

Ein weiteres Plus: Die Einführung der Technologien beeinträchtigt weder Mieter noch Gebäudeprozesse. „Sobald wir ein Gebäude durchleuchtet haben, bauen wir die jeweiligen Technologien ein, verfolgen und analysieren die Daten. Wir können so belegen, dass die Kapitalrendite dank niedrigerer Betriebskosten und Servicegebühren steigt und der CO2-Ausstoß sinkt“, erläutert Sheth. „Wir schauen uns jedes Asset vor Ort an und erstellen einen speziell zugeschnittenen Maßnahmenplan. Um zu verstehen, was für das jeweilige Gebäude die beste Lösung ist, arbeiten wir mit den Asset- und Fondsmanagern zusammen und beziehen die Asset-Strategie und den Markt in unsere Überlegungen ein.“

Dann übernehmen die Immobilienteams: Sie beschäftigen sich mit den ausstehenden 70 Prozent des CO2-Einsparpotenzials, um durch Investitionen, Nachrüstungen und grüne Energie Klimaneutralität zu erreichen. Neben Kooperationen mit Technologieunternehmen spielt die interne Zusammenarbeit eine essenzielle Rolle, um den richtigen Kurs zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands von PATRIZIA einzuschlagen.

„Unsere Erfahrung zeigt: Fortschritte zur Dekarbonisierung mithilfe der notwendigen Technologien lassen sich vor allem dann erzielen, wenn alle relevanten Stakeholder gemeinsam hierauf hinarbeiten“, bestätigt Sheth. „Alle müssen an einem Strang ziehen: Vom Facility Management vor Ort bis hin zum Property Manager, Asset Manager und Fondsmanager. Eine Technologie ist erst dann wirklich ein Erfolg, wenn sie sich effektiv einsetzen lässt.“

Mit modernen Technologien ebnet PATRIZIA bereits heute den Weg für intelligente Gebäude – und wird damit zum zentralen Akteur für die Revolution der Dekarbonisierung.