Studentisches Wohnen für Investoren weiterhin attraktiv


02 / 12 / 22 - 4 minute read

PATRIZIA hat im Auftrag ihrer institutionellen Kunden in ein Portfolio von Studentenwohnheimen (PBSA) im Zentrum von Barcelona investiert.

Insgesamt treten bei den Studierenden europaweit die Sorgen vor einer Wiederkehr der Pandemie in den Hintergrund und damit vor erneuten Semesterunterbrechungen durch weitere Lockdowns. Ohne jede Frage machen die steigenden Immatrikulationszahlen
ein Nachdenken über Investitionen in Studentenapartmentswieder interessant. Aber es gibt noch weitere interessante Aspekte. Insbesondere Investoren, die ihre Portfolios stärker als bislang diversifizieren wollen, haben Studentenunterkünfte auf ihrem Zettel. Was macht zweckbestimmte Studierendenunterkünfte (sogenannte PBSA, Purpose Built Student Accomodations) zu einer vielversprechenden Anlageklasse? Und wo liegen die Chancen?

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Der Pandemie-Paradox-Effekt

PATRIZIA war in den letzten sechs Monaten einer der aktivsten Investoren auf dem europäischen PBSA-Markt und investierte insgesamt 550 Millionen Euro in 2.800 Betten in vier Ländern: Dänemark, Irland, Italien und Spanien. Die jüngsten Deals dieser Art wurden in Barcelona und Turin abgeschlossen: 1.209 Betten, Gesamtinvestition 173 Millionen Euro. Weitere Abschlüsse sind in Vorbereitung. Der Sektor Studentenapartments erwies sich als robuster, als während der schlimmsten Zeit der Pandemie vor zwei Jahren befürchtet wurde. Keine Frage: Corona ließ die Belegung von Studentenwohnungen zunächst deutlich sinken. Zahlreiche Investoren machten sich in dieser Zeit auf Schnäppchenjagd. Allerdings erfolglos. Denn Investoren und Kreditgeber behielten ihre studentischen Behausungen und setzten darauf, dass die
Pandemie zeitnah vorübergehen würde. Die Preisentwicklung blieb infolgedessen stabil. Das Renditeprofil hat sich im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie praktisch nicht verändert. Die V-förmige Kursentwicklung an den Aktienbörsen sowie sinkende Renditen im Wohnimmobiliensektor in Verbindung mit einem negativen Nominalwert aufgrund steigender Zinssätze sorgten dafür, dass zahlreiche institutionelle Investoren ihr Hauptaugenmerk auf andere neue Wohnsektoren richteten. Studentenapartments, Seniorenwohnungen und Mikroapartments werden seitdem zunehmend als Chance gesehen, Portfolios zu diversifizieren und Renditen zu steigern.

Antonio Marin-Bataller, Managing Director, pan-European Transactions bei PATRIZIA

Studieren liegt weiter im Trend. So sehr, dass mittlerweile in einigen europäischen Universitätsstädten die Unterkünfte knapp werden. In Amsterdam wurden in diesem Sommer Studenten aus dem Ausland gar gebeten, ohne Nachweis eines geeigneten Schlafplatzes der Uni fernzubleiben – es gab schlichtweg keine freien Zimmer mehr. Diese Engpässe sind zumindest in Amsterdam kein unbekanntes Phänomen.

Die Brexit-Auswirkungen

Steigende Mietpreise machen auch vor studentischem Wohnen nicht halt. Dazu muss man wissen, dass dieser Sektor in den meisten europäischen Ländern nicht reguliert ist und sich entsprechend marktgerechte Preise bilden können. Investoren in Studentenapartments können somit auch hier auf eine positive
ERV-Entwicklung (Estimated Rental Value) setzen und versuchen jene PBSA Einrichtungen zu identifizieren, die das größtmögliche Wachstumspotenzial besitzen. Auch auf der Universitäts- und Hochschulebene zeigte der Brexit zuletzt seine Auswirkungen. Europäische Studenten meiden zunehmend Hochschulen im Vereinigten Königreich und entscheiden sich immer häufiger für ein Studium in Kontinentaleuropa. Auf diese Weise können sie unter anderem internationale Studiengebühren sowie einen hohen Aufwand in Sachen Visaerteilung sowie Einreisebestimmungen umgehen. Auch Dublin verzeichnete nach dem Brexit 139 % mehr europäische Studenten als zuvor. Universitäten in den Niederlanden, Deutschland, Spanien und in anderen europäischen Ländern erhöhten zeitgleich die Anzahl englischsprachiger Studiengänge, um auf diesen Trend aufzuspringen.

Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage

Natürlich bieten die einzelnen Märkte unterschiedliche Wachstumschancen. PATRIZIA hat insbesondere Italien im Auge, wo der Markt für Studentenapartments noch am Beginn seiner Entwicklung steht. In Turin wurde in diesem Sommer ein 582-Betten-Deal abgeschlossen. Insgesamt hat die Metropole in Piemont rund 107.000 Vollzeitstudenten, wobei derzeit lediglich 6.611 Betten zur Verfügung stehen. Davon sind nur 1.767 dieser Betten in modernen Studentenapartments.

Die in der Vergangenheit direkt von den Universitäten oder anderen Einrichtungen zur Verfügung gestellten Unterkünfte sind mittlerweile veraltet und entsprechen nicht mehr den Vorstellungen einer neuen Generation von Studenten. Auch Spanien entwickelt sich zu einem hochinteressanten PBSAMarkt, zumal Auslandssemester zunehmend an Attraktivität gewinnen. Schon wegen der gemeinsamen Sprache ist Spanien besonders bei jungen Studierenden aus Mittel- und Südamerika beliebt. Darüber hinaus profitieren gerade spanische Hochschulen vom universitären EU-Austauschprogramm Erasmus+ und sind hier Anlaufstelle Nummer eins für Studenten aus ganz Europa.

Eine Investition in Studentenapartments erscheint vor allem in den Metropolen Barcelona und Madrid attraktiv. In beiden Städten sorgen nach wie vor begrenzte räumliche Bedingungen für eine entsprechende Preisbildung. In anderen spanischen Städten wie Sevilla oder Malaga existiert hingegen tendenziell ein Überangebot an studentischem Wohnraum.

Gestützt wird der europäische PBSA-Sektor von globalen Megatrends wie dem demografischen Wandel sowie dem Trend zur Urbanisierung. Immer mehr Menschen zieht es in die Städte und auch die Ausbildungszeiten verlängern sich. Nach Einschätzung von PATRIZIA werden sich Studentenapartments selbst dann als robust erweisen, sollten die europäischen Volkswirtschaften in eine Rezession abgleiten.

Historische Daten zeigen, dass sich in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten mehr Menschen für ein Studium entscheiden und länger in Ausbildung bleiben. All diese Faktoren erklären, warum das Thema studentisches Wohnen für institutionelle Investoren weiterhin attraktiv bleibt. Ereignisse wie in diesem Sommer in Amsterdam bleiben hoffentlich ein Einzelfall. Sie zeigen aber doch – wenn auch auf extreme und nicht wünschenswerte Weise –, dass die Boomzeiten in diesem Sektor noch viele Jahre anhalten dürften, wohingegen sich andere Anlageklassen als weniger robust erweisen könnten.