
Geburtsstadt des Euro
16 / 07 / 20 - 4 minute read
Der Eurotower ist Europas bekanntestes Finanzgebäude. Nicht zuletzt dank diesem Geburtshaus des Euro behielt Frankfurt seinen jahrhundertealten Status als einer der weltweit wichtigsten Finanzplätze.
Das berühmte Wahrzeichen in der Frankfurter Innenstadt
Kurz vor Mitternacht des 1. Januar 1999 warteten zahlreiche Nachtschwärmer vor dem Eurotower in Frankfurt am Main auf ein wahrlich historisches Ereignis. In dieser Nacht war nicht nur der Beginn eines neuen Jahrhunderts, sondern auch die Geburtsstunde des Euro - der neuen Gemeinschaftswährung Europas. Eine Euro-Uhr leitete den Countdown direkt vor dem Turm, dem damaligen Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB), ein. Pünktlich zur Stunde Null wurde das Ereignis im zukünftigen Euroland mit Feuerwerken und Partys überall gefeiert.
Seitdem haben sowohl der Euro als auch der Finanzplatz Frankfurt weltweit an Bedeutung gewonnen. 2015 verließ die EZB den Eurotower im Bankenviertel und zog um in ein neues, zweigetürmtes Hauptquartiersgebäude im Frankfurter Ostend. Weiterhin im Eurotower zuhause sind die Mitarbeiter der zentralen europäischen Bankenaufsicht, die seitdem einzige Nutzer des Gebäudes sind. Im Dezember 2018 erwarb PATRIZIA das berühmte Wahrzeichen in der Frankfurter Innenstadt für Fubon Life, einer der größten taiwanesischen Versicherungsgesellschaften.
Der Eurotower, der im Auftrag von Fubon von PATRIZIA auch verwaltet wird, war der erste Immobiliendeal der Taiwanesen in Deutschland. „Der Eurotower ist eine hochwertige Landmark-Immobilie. Und dazu eine zukunftweisende Investition für unseren Kunden in einer Stadt mit Topwerten und stabilen Grundlagen“, schwärmt Tom Stenhouse, Managing Director of Fund Management bei PATRIZIA.
Mainhatten: Zukunft, auf Tradition gebaut
Fast jeder im weltweiten Finanzwesen Beschäftigte kennt die gewaltige blau-gelbe Neon-Euro-Skulptur des Künstlers Ottmar Hörl, die direkt vor dem Eurotower errichtet wurde. Der Turm wurde zwischen 1971 und 1975 vom deutschen Architekten Richard Heil erbaut und gehörte zu den ersten Wolkenkratzern der Mainmetropole. Zur damaligen Zeit wurden Skyscraper von vielen kritisch gesehen und nicht vereinbar mit europäischer Städtebaukultur. Auch der Eurotower.
Längst jedoch ist Frankfurts Skyline ein Symbol für die zunehmende Bedeutung der Stadt in der globalen Finanzwelt. Aus der Ferne wirkt das glitzernde Bankenviertel wie eine Taschenausgabe von Manhattan – kein Wunder, das Frankfurt seitdem den Spitznamen „Mainhatten“ trägt.
Frankfurt ist nicht nur ein wichtiger Bankenplatz, sondern spielt als Sitz der EZB sowie der Bundesbank auch eine gewichtige Rolle in der internationalen Geld- und Devisenpolitik. Wie auch schon zu früheren Zeiten.
Weltweit führender Finanzplatz
Frankfurt ist bereits seit Jahrhunderten ein Finanz- und Handelszentrum, vor allem aufgrund seiner strategischen Lage entlang alter Handelswege. Auch einer der ersten Börsenplätze wurde hier 1585 errichtet. Die Wurzeln als Wirtschafts- und Finanzzentrum reichen zurück bis ins 11. Jahrhundert, als erstmals Messen abgehalten wurden. Schon im 16. Jahrhundert war die hessische Stadt als wohlhabendes Handels- und Finanzzentrum bekannt. 200 Jahre später gründete die Familie Rothschild hier ihr mächtiges Bankenimperium.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bewarb sich Frankfurt als neue Hauptstadt der jungen Bundesrepublik. Quasi als Kompensation dafür, dass Bonn den Vorzug erhielt, übernahm die Stadt vom geteilten Berlin die Rolle als deutscher Finanzplatz Nummer eins.
Nachdem die Deutsche Bundesbank Frankfurt zu ihrem Hauptsitz wählte, folgten mehrere damalige Großbanken nach, darunter 1964 die Bank für Gemeinwirtschaft (BfG). Es war die BfG, die zu jener Zeit gleich mehrere Grundstücke in der Nähe des Frankfurter Theater- und Opernhauses erwarb. Architekt Richard Heil erhielt den Auftrag, ein 148 Meter hohes, 40-stöckiges Gebäude zu entwerfen – der spätere Eurotower.
Neu und alt harmonisch verbunden
Die Immobilie wurde ein für die 70er Jahre typisches Hochhaus in Stahlbetonskelettstruktur-Bauweise mit einer Vorhangfassade aus Metall und Glas. Dadurch und durch eine Teilfassade in Naturstein hob sich der Eurotower von den umliegenden, sachlicheren Hochhäusern aus den 1960er Jahren ab. Diese hatten ihre Wurzeln überwiegend im funktionalen internationalen Stil.
Im Nachkriegsdeutschland legten zahlreiche Architekten Wert darauf, das sich rasch wandelnde Frankfurt in seine historische Altstadt zu integrieren. So entwarf Heil ein Gebäude, das nicht nur Büroflächen, sondern auch eine direkte Verbindung zu den Fußgängerzonen der Innenstadt bot. In den drei untersten der insgesamt fünf Untergeschosse wurde eine moderne Shoppinggalerie sowie eine kulinarische Meile mit zahlreichen Restaurants errichtet. Ganz unten entstanden drei Parkebenen und eine direkte Verbindung zur nahegelegenen U-Bahnstation.
Das Gebäude wurde zwischen 2014 und 2016 aufwendig modernisiert, nachdem bereits der gesamte Konferenzbereich runderneuert worden war. Hintergrund: Wunsch der EZB war es, einen Mieter mit Langzeitperspektive zu gewinnen - und Fubon sicherte dies zu.
„Zu unseren Aufgaben gehört es für ein nachhaltiges Vertrauensverhältnis zwischen beiden Partnern zu sorgen“, sagt Julia Fischer, Associate Director Asset Management bei PATRIZIA. Und ergänzt mit einem Augenzwinkern: "Bei der Vermittlung einer auf Lebenszeit angelegten Ehe ist das bekanntlich ähnlich - es kommt darauf an die Bedürfnisse und Wünsche beider Partner in Einklang zu bringen...“
- von Victoria Sussens und Greg Langley
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