Tagtäglich blickt Architekt Gerhard Spangenberg aus seinem Bürofenster hinüber zum Treptower. Bei Sonnenschein glitzert die markante Hochhausfassade aus Edelstahl und Glas weithin sichtbar und spiegelt sich in der vorbeifließenden Spree. Abends wiederum erhellen die Lichter des Turms die Berliner Skyline. Spangenberg ist noch aus einem weiteren Grund von Berlins höchstem Bürogebäude angetan: Er hat den Treptower selbst entworfen…
1993 gewann Spangenberg einen Architekturwettbewerb des bekannten Immobilieninvestors Roland Ernst. Thema: Neugestaltung des Treptower-Komplexes, der aus dem Treptower selbst und drei Nachbargebäuden besteht. Hauptziel dabei war das Areal zwischen Puschkinallee, Elsenstraße, Spree und Eichenstraße neu zu strukturieren. Spangenbergs einzigartiges "New Objectivity"-Design sicherte ihm den ersten Preis.
Spangenberg machte sich daraufhin an die künstlerische und architektonische Gesamtleitung des Projekts sowie die Hochhaus-Entwurfsplanung. Die Architektenkollegen von Schweger und Partner sowie Reichel und Stauth wiederum übernahmen die Detailplanung der drei angrenzenden Gebäude. Nach Fertigstellung 1998 lagen die Gesamt-Baukosten bei 500 Millionen Euro.
Spangenbergs ambitioniertes Ziel war es, „eine markante städtebauliche Gestaltung des Entrees zur Berliner Innenstadt“ zu realisieren. Der erste Preis „würdigte unseren Ansatz einer kontextbezogenen städtebaulichen Referenz und der Betonung der umgebenden Flusslandschaft“, erläutert der Architekt.
Mit 125 Metern Höhe und 32 Stockwerken wurde das Gebäude zum gewünschten Blickfang. „Seine Basis ist mit schwerer Lava verkleidet, aus der sich ein Glaskörper vertikal durch schmale reflektierende Pilaster erhebt“, erklärt Spangenberg. Die Teile aller Gebäude sind mit Steinfassaden versehen, die an die Architektur benachbarter Gebäude erinnern.
Moleküle, Menschen und Moderne
Unweit des Treptower schwebt über dem Wasser der Spree noch eine weitere Sehenswürdigkeit: Molecule Man. Diese 30 Meter hohe Drei-Personen-Skulptur aus Aluminium zeigt tief ineinander verschlungene Arme, die gleichzeitig Einheit, Verbindung und Moderne symbolisieren. Der Standort der Skulptur des US-amerikanischen Künstlers Jonathan Borofsky ist keineswegs zufällig gewählt: An dieser Stelle war Berlin einst durch den Eisernen Vorhang getrennt, wobei das nahe Kreuzberg zu Westberlin und Friedrichshain zum ehemaligen Osten gehörte.
Kurze Zeit nach der Wiedervereinigung wies die Stadtverwaltung Berlin dieses Areal, das einstmals Standort einer Elektrogerätefabrik war, als „Entwicklungsgebiet ersten Ranges“ aus. „Auf der Ostseite lag überwiegend Brachland. Berlin nutzte die Chance, einen Masterplan zum Aufbau einer gewerblichen Struktur im Osten zu entwickeln“, erläutert Ulf Christiansen, Director Transactions bei PATRIZIA SE. Und ergänzt: "Als Westberliner hatte man damals keinen Bezug zu diesem Landstrich und wähnte sich an dieser Stelle schon auf halbem Weg nach Polen.“
Mitte der 90er Jahre war Versicherungsgigant Allianz einer der ersten, der sich als Büronachfrager und Entwickler diesem Areal zuwandte. Weitere Unternehmen folgten Mitte der Nullerjahre.
Längst gilt Mediaspree als eines der Vorzeigeprojekte des Berliner Immobilieninvestmentmarkts. Hochwertige Wohnungen entstanden und weltbekannte Unternehmen wie BASF, Coca-Cola, Daimler, Universal Music und WeWork siedelten sich an. Daneben wurde die zweitgrößte Multifunktionshalle Deutschlands, die Mercedes Benz Arena, errichtet. Kreuzberg und Friedrichshain in direkter Nachbarschaft bieten darüber hinaus ein buntes Nachtleben mit zahlreichen trendigen Bars und Clubs.
Seit Jahren boomt Berlins Immobilienmarkt. Mediaspree jedoch gilt inzwischen als der Place to be in Berlin. Zum einen aufgrund der exklusiven Uferlage direkt an der Spree und den großzügigen Grünflächen rundherum. Auf der anderen Seite lockt die interessante Mischung aus Apartments im modernen Stil rund um den Treptower sowie zahlreiche umgebaute Villen aus dem 19. Jahrhundert, von denen einige echte Landmark-Qualitäten besitzen. Daneben gehört der benachbarte Treptower Park zu den gefragtesten Erholungsgebieten der Stadt.
Vor allem ambitionierte junge Leute bevorzugen die hippen Nachbarviertel Friedrichshain, Kreuzberg und Neukölln. Ideal für sich in Mediaspree ansiedelnde aufstrebende Unternehmen, denn wo sonst lassen sich viele der besten jungen Talente direkt in der Nachbarschaft finden. Dazu Christiansen: „Mediaspree liegt sehr günstig zu den für junge Talente attraktivsten Wohnvierteln. Gerade für große Unternehmen ist die Nähe zu Young Professionals ein echter Standortvorteil.“
Weiterer Pluspunkt des Areals ist die vorbildliche Verkehrsanbindung an den S-Bahn-Ringverkehr. Ein direkter Autobahnanschluss zum neuen Berliner Flughafen BER in Schönefeld, der nach inzwischen 14 Jahren Bauzeit nun schlussendlich am 31.10.2020 eröffnet werden soll, ist ebenfalls vorhanden.
Der Versicherungsgigant Allianz SE, der Mitte der 1990er Jahre Büroräume suchte, wurde zu einem wichtigen Entwickler des Areals Mediaspree
PATRIZIA kauft Berlins höchsten Büroturm
PATRIZIA beobachtet die Entwicklungen rund um Mediaspree schon seit Längerem. Im März 2019 wurde zunächst ein Flachbau in der Hoffmannstraße, der ursprünglich von Roland Ernst für die Allianz entwickelt wurde, erworben. Das Immobilienunternehmen Blackstone hat die Aufgabe, das 85.000 m² große Gebäude, das Christiansen als „perfektes Ankerinvestment“ zur Entwicklung eines Campus bezeichnet, komplett zu renovieren. „In Bezug auf Anziehungskraft und Lebendigkeit wird das Gebäude eine neue Zeit an diesem Ort einläuten“, ist sich Christiansen sicher.
Ende 2019 erwarb PATRIZIA dann das Renommierobjekt Treptower. Das Gebäude umfasst 26.000 m² Bürofläche, die derzeit zu 99% an 11 Nutzer vermietet ist. Der flächenmäßig größte Nutzer ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die Immobiliendienstleistungen für Bundesministerien erbringt.
Die Mietpreise im Treptower betragen aktuell durchschnittlich 14 Euro pro Quadratmeter, was an diesem Standort relativ günstig ist. Die gewichtete durchschnittliche Mietvertragsrestlaufzeit (WALT) beträgt 4,2 Jahren und darf als derzeit „strategisch defensiv“ eingestuft werden. PATRIZIA hat sich zur Aufgabe gemacht, den 20 Jahre alten Tower in den kommenden Jahren zu modernisieren und neu zu positionieren. Der Miet-Nachfrage in diesem boomenden Businessareal werden dann weitere hochmoderne Büroflächen zur Verfügung stehen.
- by Lois Hoyal