Aber das war nicht immer so.
Unweit einer Reihe eleganter Gebäude aus poliertem Glas direkt am Ufer des Liffey-Flusses liegt die wohl eindrucksvollste Erinnerung an ganz andere Zeiten in Irland: die Nachbildung des berühmten Segelschiffs Jeanie Johnston, das Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche hungerleidende irische Familien auf einer gefährlichen Atlantiküberfahrt von Dublin ins gelobte Land nach Nordamerika brachte. Insgesamt 16-mal innerhalb von nur zwei Monaten nahm die Jeanie diesen Weg.
Beim Blick zurück auf Dublin konnten die Schiffspassagiere sich damals noch einmal vom dramatischen Verfall der einst größten Docks der Welt überzeugen. Bürgerkriege auf der Insel und der Ausbau der Eisenbahn, die der Schifffahrt im Inland den Rang ablief, waren Hauptursachen für diesen beispiellosen Niedergang. Später fielen blühende Werften, Getreidemühlen und Flaschenfabriken weiteren Umwälzungen zum Opfer und mussten Kohlebergwerken, Teergruben und Gießereien, die sich nahezu allesamt im Besitz der Dublin Gas Company befanden, weichen. Mitte des 20. Jahrhunderts gewann dann die Containerschifffahrt an Bedeutung. Vormals bei Werften und vor allem in den Docklands beschäftigte Arbeiter konnten zum Teil dorthin wechseln.
Comeback der Docklands
In den 1980er Jahren entdeckte die irische Regierung die Docklands neu. Es wurden zahlreiche Anreize wie zum Beispiel niedrigere Körperschaftssteuersätze geschaffen, um private Investitionen anzulocken und das Gebiet rund um die altehrwürdigen Docklands von Grund auf zu sanieren. Ambitionierte Regenerationsprogramme wurden aufgelegt und das gesamte Umland innerhalb kürzester Zeit dekontaminiert. Die alten Docklands blühten wieder auf.
2012 gründete Google hier seinen europäischen Hauptsitz. Wenig später folgten weitere Tech-Größen wie Airbnb, Facebook, LinkedIn und Twitter. Bald schon erhielt der Landstrich den vielsagenden Spitznamen "Silicon Docks". Hier, in den Dubliner Docklands, sind inzwischen auch rund die Hälfte der 50 weltweit führenden Finanzinstitute sowie ein Großteil der 20 größten Versicherungsunternehmen ansässig. Mittlerweile sind in der Region 40.000 Menschen beschäftigt. Noch einmal so viele Angestellte werden voraussichtlich innerhalb der nächsten beiden Jahre hinzukommen. Denn die Entwicklung geht weiter.
Bereits in Planung ist die Ansiedlung neuer Geschäfte, Hotels, Bars, Restaurants, Parks und Veranstaltungshallen. Die Docklands sind auf dem besten Weg zu einem der begehrtesten Viertel Europas zu werden. Schon heute liegen die Mietpreise etwa 1.000 Euro über dem nationalen Durchschnitt. Es verwundert deshalb nicht, dass auch die Politik die Docklands wiederentdeckt hat: Demnächst sollen hier die ersten ehrgeizigen Smart-City-Projekte der Stadtverwaltung an den Start gehen. In nicht allzu ferner Zukunft stehen den Bewohnern zukunftweisende Einrichtungen wie integrierte Verkehrssysteme, Parkmanagemensysteme auf Basis von Livedaten, Carsharing- und kostenlose Fahrradangebote zur Verfügung. Auch der geplante Trinity College Grand Canal Innovation District, ein eine Milliarde Euro teurer Innovationscampus im Grand Canal Dock, wird die Region weiter aufwerten.
PATRIZIA Neuentwicklung Benson Building
Im Juli 2019 gab PATRIZIA den Erwerb eines der gefragtesten neuen Objekte des privaten Mietsektors (PRS) in Dockland im Wert von 53 Mio. € bekannt. Das 11-stöckige Benson Building soll Mitte 2020 fertiggestellt werden und umfasst 72 Wohneinheiten sowie weitere Gewerbeflächen im Erdgeschoss und ersten Stock.
Benson House, Ansicht des Dachgartens über dem Grand Dock, Dublin
Laut Antonio Marin-Bataller, Director Residential Transactions bei PATRIZIA, wird das Benson Building der Docklands-Region einen Teil des dringend benötigten Wohnraums zur Verfügung stellen. „Dublin entwickelt sich zu einem europäischen Finanz- und Technologiezentrum erster Güte und zieht dadurch immer mehr Experten an, die dringend nach hochwertigem Wohnraum suchen. Auch die Nachfrage durch internationale Mieter und Mieter vor Ort steigt. Für diese Zielgruppen ist das Benson Building wie geschaffen.“ Der jüngste Erwerb von PATRIZIA in Dublin folgt auf den Kauf der Mieteranlage Harold's Cross mit 166 Einheiten und einem Wert von 93 Mio. EUR im Juli.PATRIZIA ist mit einem eigenen Büro seit 2015 in Irland aktiv und hat inzwischen fünf größere Investitionen im Dubliner PRS-Markt getätigt. Mittlerweile umfasst der Bestand rund 650 Einheiten in verschiedenen Entwicklungsstadien. „Unser Ziel ist es über 1.000 Einheiten zu ankaufen und einer der größten privaten Vermieter der Stadt zu werden“, sagt Marin-Bataller und verrät, dass PATRIZIA nach weiteren Investitionsmöglichkeiten im ganzen Land Ausschau hält.
Irland - Insel des Wohlstands
Irland mit Dublin an der Spitze blickt auf Jahre hohen Wirtschaftswachstums und niedriger Arbeitslosigkeit zurück. Das Bruttoinlandsprodukt Irlands wuchs 2018 um 6,7% und war damit das fünfte Jahr in Folge die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft in der Europäischen Union. Die Unsicherheiten rund um den Brexit, Irlands niedrige Körperschaftssteuer und sein Standing als einziges englischsprachiges Land der Eurozone erhöht die Attraktivität des Landes weiter.
Als Folge zog die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt deutlich an. Eine Nachfrage, die durch das Angebot weiterhin nicht ausreichend bedient werden kann. Das hohe Bevölkerungswachstum in Dublin zwischen 2011 und 2016 ließ 12.698 zusätzliche Haushalte entstehen. In diesem Zeitraum wurden jedoch nur 4.234 zusätzliche Wohneinheiten (durchweg Mietobjekte) geschaffen, gegenüber 19.470 im Jahr 2006. Im ganzen Land stieg der Gesamtwohnungsbestand von 2011 bis 2016 um nur 8.800 Einheiten (0,4%). Zum Vergleich: Zwischen 2006 und 2011 betrug der Zuwachs 225.232 Wohneinheiten.
Hieraus resultierte über die Jahre ein deutlicher Preisanstieg. In Dublin z.B. sind die Preise für Wohnimmobilien seit ihrem Tief von 2012 um 91,9% geklettert. Die Mieten stiegen in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 8% pro Jahr und ein Ende dieses Booms ist nicht abzusehen. Marin-Bataller geht zwar davon aus, dass sich das BIP-Wachstum abflachen wird und der derzeitige Zyklus in eine reifere Phase übergeht. Der irische Markt bietet seiner Einschätzung nach jedoch „bei entsprechendem Risikomanagement weiterhin attraktive Chancen im Wohnsektor".
Benson House, Balkonsicht
- von Geoff Poulton